Spezialkräfte und Bibel: Wie die israelischen Geiseln wirklich befreit wurden

Zwei Mal konnten israelische Einsatzkräfte Geiseln aus dem Gazastreifen befreien und diese Erfolge hatten etwas gemeinsam, das möglicherweise den Ausschlag für den Erfolg gegeben hat.

Während einige Angehörige auf die Straße gehen und von den Politikern fordern, um jeden Preis einen Deal mit der Hamas zur Befreiung der Geiseln abzuschließen, besinnen sich andere auf ihre jüdische Tradition. Sie tun, was Juden in ihrer langen, schmerzvollen Geschichte immer getan haben.

Gebete und Challah

Nachdem die Soldatin Ori Megidish am 7. Oktober entführt wurde, verstand ihre Familie, dass Muskelkraft allein nicht ausreichen würde, sie zurückzubringen.

Die von Megidishs Freunden und Familie veröffentlichten Videos, auf denen Mitzwot – oder jüdische Gebote – zu sehen sind, die in der Hoffnung auf ihre sichere Rückkehr nach Hause ausgeführt werden, gingen viral.

Ori Megidish und ihre Familie

In einem solchen Video, das im Internet kursiert, ist Megidishs Mutter zusammen mit einer Gruppe von Frauen zu sehen, die für die Rückkehr ihrer Tochter beten, während sie die Mitzwa „Hafraschat Challah“ verrichten, bei der ein Teil des Brotteigs beiseitegelegt wird, um dem biblischen Gebot (4. Mose 15,21) zu entsprechen, den Mitgliedern der Kohanim einen Anteil an gesäuerten Waren zu geben.

In einem anderen Video bittet die Familie von Megidish darum, dass eine neue Tora, die auf dem Weg zu ihrem neuen Standort in einer Synagoge ist, während einer Prozession namens „Hachnasat Sefer Torah“ bei ihr zu Hause Halt macht.

Die Familie wollte „die Tora in das Schlafzimmer von Ori bringen und beten, dass sie aus den Händen der Hamas nach Hause kommt“, heißt es in den sozialen Medien.

23 Tage später war Ori frei. In einem Interview mit dem israelischen Fernsehsender Channel 12 dankte Oris Tante Smadar allen, die während der Wochen in Gefangenschaft für ihre Nichte gebetet hatten. „Danke Gott, danke dem gesamten jüdischen Volk, danke unseren Soldaten“, rief sie gerührt aus. „Dank eurem Verdienst ist sie gesund und wohlauf: Es waren die Gebete zu Gott, die sie zu uns zurückgebracht haben. Wir sind so gerührt. Es gibt niemanden wie das jüdische Volk. Am Yisrael Chai!“

Ori selbst hatte nach ihrer Rückkehr nach Hause ähnliches zu sagen, „Ich bin eine Gläubige. Ich glaube an Gott, ich weiß, dass er existiert. Als ich entführt wurde, hatte ich das Gefühl, dass Er mich retten würde. Ich habe jeden Tag gebetet, nicht aus einem Gebetbuch, sondern aus meinem Herzen. Ich spürte meine Großmutter, die verstorben ist, meinen Großvater und meinen Cousin. Ich hielt mich an ihnen fest und glaubte, dass ich dort herauskommen würde – wenn nicht durch einen Deal, dann würde ich gerettet werden. Ich hatte Vertrauen in mein Land und meine Armee, und das gab mir die Kraft, weiter zu glauben.“

„Ich kann es nicht erklären, aber ich wusste, dass die Soldaten an diesem Tag kommen werden, und ich wusste, dass sie mich nicht dort lassen werden. Ich war sehr emotional, als ich sie sah“, fügte sie hinzu.

Tefillin und Kerzen

Eine ähnliche Geschichte habe ich am letzten Schabbat in einer Veröffentlichung von Chabad gelesen, die über die Familie der beiden anderen befreiten Geiseln berichtete. Anfang Februar kam die Tochter von Louis Har mit ihrem Ehemann in die USA, um am Grab des Lubavitcher Rebbe zu beten. Die beiden reisten auch nach Miami, wo sie über ihre Situation berichteten.

Auf die Frage, ob sie Geld benötigten, antwortete die Tochter, dass sie lediglich auf das Leid der Geiseln aufmerksam machen und darum bitten wollen, für sie zu beten. Auf die Frage, was Israel für die Befreiung der Geiseln tun sollte, antwortete die Tochter ebenso weise: „Wir wollen nicht vorschlagen, was zu tun ist. Wir möchten nur, dass die Menschen uns nicht vergessen.“

Louis Har und Fernando Simon Marman wurden befreit

Als nächstes sprach Rebbetzin (keine Rabbinerin, sondern die Ehefrau des Rabbiners) Chani Lipskar und ihre Worte waren es, die vielleicht die Erlösung für die Geiseln brachte: „Es ist nicht die Regierung, es ist nicht die Armee, es ist nur Gott, der eine Lösung herbeiführen kann. Ich bitte euch, dass ihr einen Aspekt der Tora und der Gebote auf euch nehmt, etwas das schwer für euch ist. Damit könnt ihr vor Gott treten und ihm sagen, dass ihr ein Opfer auf euch genommen habt und deswegen um ein Wunder bitten dürft.“

Die Tochter nahm es auf sich, zu Beginn des Schabbat Kerzen zu zünden, wie es jüdischen Frauen in der Bibel geboten ist und der Schwiegersohn wollte beginnen, sich regelmäßig Tefillin (Gebetsriemen) anzulegen. Er fragte jedoch, ob er noch eine Woche warten könne, um damit zu beginnen.

„Nein,“ erklärte die Rebbetzin, „du musst morgen damit beginnen, um Segen über deine Familie zu bringen. Die Gemeinde Miamis kaufte sofort ein Paar Tefillin (sie kosten etwa 1000 Euro), aber plötzlich brach die Tochter in Tränen aus und fragte, ob man auch ein Paar für ihren Vater kaufen könne, damit er sie nach seiner Befreiung anlegen kann. Die versammelten Zuhörer erfüllten ihr auch diesen Wunsch.

Innerhalb einer Woche wurde Louis Har befreit und mit seiner Familie vereint.

Wie funktioniert das?

Da diese Ereignisse im richtigen Leben passiert sind und nicht in einem Labor, können wir nicht sagen, ob die Gebete und Gebote die Geiseln wirklich befreit oder dazu beigetragen haben. Es ist jedoch ein altes jüdisches Prinzip, dass jede Handlung von einem Gebet oder der Einhaltung eines Gebots begleitet werden soll, um ihr bessere Erfolgschancen zu geben. Wie es im Talmud (in etwa) heißt, „Der Mensch muss sich anstrengen, aber das Ergebnis seiner Anstrengung liegt in den Händen Gottes“.

So kann kein Computer funktionieren

Das Gute an diesem Prinzip ist, dass man es ausprobieren kann, und das habe ich heute Morgen getan. Ich habe seit einigen Wochen Probleme mit meinem Computer (Baldurs Gate 3 und andere Spiele liefen nicht mehr so flüssig) und mein Computerfachmann war bereits mit seinem Latein am Ende. Auch Google hatte nichts Schlaues mehr über mein Problem zu sagen. Gestern sprach ich mit einem Freund darüber und er meinte, ich solle meinen PC einmal von innen entstauben.

Bevor ich das heute Morgen getan habe, habe ich ein kurzes Stoßgebet an den Schöpfer des Universums und meines Computers abgeschickt, dass diese Maßnahme doch bitte erfolgreich sein solle. Und Schwupps, nach einer gründlichen Entstaubung laufen meine Spiele jetzt wieder wie am Schnürchen!

Aus psychologischer Sicht hat dieses Prinzip einige Vorteile, denn wenn man seinen Erfolg nicht sich selbst, sondern Gott zuschreibt, schützt man sich vor Arroganz und bleibt bescheiden. Wenn man jedoch trotz Gebete und Gebote keinen Erfolg hat, kann man sich sagen, dass es eben nicht sein sollte und es wohl das Beste ist, wenn diese bestimmte Handlung nicht erfolgreich ist. Diese Einstellung schützt auch vor unnötigem Stress. Hat man sein Bestes getan, kann man sich zurücklehnen und dem Schicksal seinen Lauf lassen – wobei man im Bereich der Gebete und Gebote natürlich immer noch mehr tun kann.

Im Fall der noch in Gaza festgehaltenen Geiseln ist es keine Frage, dass Juden und Nichtjuden weltweit für ihre baldige Rückkehr beten und Gebote auf sich nehmen. Da sie sich wahrscheinlich in Rafah befinden, das in den nächsten Wochen von der israelischen Armee erobert werden sollte, ist es jetzt besonders wichtig, für ihr Wohlergehen und für die Sicherheit der Soldaten zu beten, die sie befreien werden.

Mögen die Bomben ihre Ziele nicht verfehlen!

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