Baldurs Gate 3 – Der Nerd in mir hat die Kontrolle übernommen

Meine Freunde fragen mich, warum sie mich so lange nicht gesehen haben, meine Eltern fragen mich, warum ich in letzter Zeit so blass bin, und meine Kinder fragen mich, warum ich jetzt immer so viel „arbeite“.

Die Antwort auf alle diese Fragen ist Baldurs Gate 3 (BG3), das neue Computer-Rollenspiel von Larian Studios. Genauer gesagt bin ich seit dem 3. August verschwunden, verblasst und „überarbeitet“, denn an diesem Tag kam das Spiel heraus. Mitte September habe ich das Spiel nun endlich durchgespielt und kann mich wieder echten Menschen widmen.

Ich möchte allen echten Menschen, die das lesen, kurz etwas von meinen Abenteuern in Faerun erzählen, bevor ich wieder abtauche und das Spiel mit einem neuen Charakter spiele. Vielleicht als Druide, oder Ninja-Mönch.

Ein unabhängiges Studio

Larian Studios hatte 2017 auch mein bisheriges Lieblingsspiel herausgebracht, „Divinity Original Sin II“, so dass ich sehr gespannt auf Baldurs Gate 3 war. Ich hatte übrigens auch Baldurs Gate 2 gespielt, das im Jahr 2000 herauskam, als es noch Disketten gab.

23 Jahre hat es gedauert, bis nun endlich der nächste Teil auf den Markt kam, der bereits im Vorfeld von der gesamten Gamer Community heiß diskutiert wurde.

In die dunkle Welt der Computerspiele, die heutzutage, ähnlich wie Hollywood, „woke“ ist und möglichst profitable Produkte am Fließband erzeugt, kam nun Larian Studios und erhellte sie wie eine Mondlaterne das Unterreich (zweites Kapitel BG3).

Das belgische Entwicklungsunternehmen wurde 1996 von Swen Vincke gegründet und er und seine Frau halten die Mehrheit des Unternehmens, wobei sie großen Wert auf ihre Unabhängigkeit legen. In ihrer Firmenbeschreibung heißt es: 

„Wir sind stolz darauf, seit über 20 Jahren unabhängig zu sein, und entwickeln Spiele für verschiedene Genres und Plattformen. Dank unserer Spieler können wir die Tage damit verbringen, die Spiele zu entwickeln, die wir selbst gerne spielen.“

Swen Vincke mag Rollenspiele.

Über 5 Millionen verkaufte Spiele, bevor es überhaupt auf der Playstation und Xbox zu haben war, sprechen für sich.

Die großen Spieleentwickler beschwerten sich doch tatsächlich,  Larian Studios hebe das Niveau der Computerspiele an und mache es anderen dadurch schwerer, ihre Spiele zu verkaufen. Wenn sich Firmen öffentlich darüber beschweren, dass die Konkurrenz ein besseres Produkt anbietet und ihnen dadurch das Leben schwer macht, steht es schlecht um die Branche.

BG3 macht keine Anstalten, dem Spieler weiteres Geld aus der Tasche zu ziehen und predigt kaum Politik. Es ist ein selten gutes Produkt in einer Zeit, in der Kultur und Unterhaltung für Propaganda und Quartalszahlen herhalten müssen.

Worum geht es in BG3?

Baldurs Gate 3 ist ein CRPG (Computer Role Playing Game), das einer Fantasy-mittelalterlichen Welt spielt, ähnlich wie Herr der Ringe, oder The Witcher. Man erstellt sich einen Charakter, also eine Figur, mit der man durch die Welt läuft, wobei man zwischen verschiedenen Rassen, wie Elf, Mensch, Zwerg, usw. wählen kann. Dann gibt man seinem Zwerg einen Job wie Zauberer, Kämpfer, Heiler, usw. Die Erstellung seines Charakters alleine macht schon viel Spaß, da es sehr viele Möglichkeiten der Gestaltung gibt, wie Tattoos, Frisur, Bart, Stimme, usw.

Hat man nach einigen Stunden endlich seinen perfekten Charakter erstellt, geht es los.

Im Einführungsvideo ist man auf einem merkwürdigen Fluggefährt gefangen und bekommt einen Wurm ins Auge gesetzt, der einen in ein Mindflayer-Geschöpf mutieren lässt. Nachdem der Spieler diesem Raumschiff entkommen ist, findet er sich an einem Strand wieder und beginnt, die Welt von Faerun zu erkunden. Dabei trifft man Gefährten, mit denen man sich zusammenschließt und schließlich mit einer Gruppe von vier Helden herumläuft.

Was mir an diesem Spiel besonders gefällt, sind die Kämpfe und weniger der Rollenspiel-Aspekt mit seinen Gesprächen und sozialen Entscheidungen.

Die Kämpfe sind rundenbasiert, also überhaupt nicht stressig. Ich kann entspannt meinen Tee trinken und mir dabei Zeit lassen, die verschiedenen Gegner zu analysieren und zu töten. Die Kämpfe sind ziemlich strategisch und man muss schon einen guten Plan haben, um die Bosse in diesem Spiel zu besiegen.

Viel Spaß macht auch die Charakterentwicklung. Mit zunehmender Erfahrung kann man seinen Charakter hochleveln und erhält dadurch weitere Fähigkeiten. Man kann auch multiclassen, zum Beispiel aus einem Zauberer einen Zauberer-Krieger machen, der nun auch schwere Rüstungen tragen kann.

BG3 oder Schach

Als Familienvater und jemand, der das Leben und die Welt ernst nimmt, fühle ich mich manchmal etwas schuldig, in meinem Alter noch Computerspiele zu spielen. Zu meiner Verteidigung kann ich zumindest darauf hinweisen, dass ich Strategiespiele spiele. Intelligente Menschen SPIELEN Schach und müssen sich dafür nicht schämen und BG3 ist auch ein Strategiespiel.

In BG3 gibt es neben der taktischen Schlacht auch den emotionalen Aspekt, dass man keinen gesichtslosen König auf dem Schachbrett spielt, sondern einen Charakter, den man in langer Kleinarbeit erstellt hat. Ein Sieg bei BG3 bedeutet auch etwas, denn er bringt den Spieler in der Geschichte weiter. BG3, genauso wie andere Strategiespiele, könnte man also als konkretisierte Schachspiele sehen, mit lebendigen Spielfiguren und Geschichten, die neben dem Intellekt auch die Emotionen ansprechen.

Trotz der hier dargelegten guten Gründe Baldurs Gate 3 zu spielen, freut sich die verständnisvollste Ehefrau von allen nicht darüber, dass ich so viel Zeit damit verbringe. Verpflichtungen in der echten Welt lassen sich leider nicht mit einem Feuerschwert aus dem Weg schaffen und ich muss zugeben, dass ich sie in letzter Zeit etwas vernachlässigt habe.

Jetzt bin ich jedoch erst einmal fertig mit dem Spiel und kann mich um meine Familie kümmern. Ich möchte nur einmal kurz schauen, wie ein Halbling als Druide aussieht und ob ich ihn in meinem nächsten Spiel wählen sollte. Oder vielleicht doch einen Halb-Ork als Barbaren? Wie wäre es mit einem Hexer-Paladin? Darüber kann ich gleich beim Kochen nachdenken.

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