Wandern im Heiligen Land und Mamis mit Babys

In dieser und der vorigen Woche hatten wir sehr schönes Wetter in Israel. Die Sonne schien bei etwa 20 Grad, nachdem es vorher fast zwei Wochen lang geregnet hatte. Ich nutzte das Wetter, um mit meinen drei Mädchen einen Ausflug zum Park Britannia zu machen, wo es viele Wanderwege gibt.

Die besorgteste Ehefrau von allen fand die Idee nicht so gut, da es Fälle gab, in denen Wanderer von Arabern getötet wurden, die sie in der Wildnis trafen. Der Park Britannia ist jedoch ein beliebter Ausflugsort und wir trafen dort auch Schulgruppen und andere Wanderer, was die Lage wenig bedrohlich erschienen ließ.

Trotzdem, ein klein bisschen Nervosität ist immer dabei. Ich schaute beim Wandern ständig in die Ferne, um zu sehen, ob ich vielleicht einen Araber entdecke, der uns gefährlich werden könnte.

Der Weg der Brunnen

Der Park Britannia ist etwa 20 Minuten von Bet Shemesh entfernt und besteht aus einem für israelische Verhältnisse riesigen Waldgebiet, das sich über mehrere Hügel erstreckt. Es gibt hier eine kleine Straße mitten im Naturschutzgebiet, die zu verschiedenen Grillplätzen und Wanderwegen führt.

Im Internet hatte ich einen Wanderweg von etwa 5 Kilometern gefunden, bei dem man auch einige antike Brunnen sehen kann. HaBorot We HaBe’erot (Zisternen und Brunnen) heißt der Weg und wir hatten wirklich einen perfekten Zeitpunkt für unseren Ausflug gewählt, da die Strecke mit blühenden Blumen verziert war.

Der HaBorot We HaBe’erot Wanderweg ist mit roter Farbe gekennzeichnet. Wir folgten also den roten Zeichen, die etwa alle zehn Meter auf einen Felsen gemalt waren. Die Kinder waren sehr aufgeregt, denn wir hatten schon lange keinen Ausflug in die Natur gemacht und sie liefen voraus, um das nächste rote Zeichen zu finden.

„Rotes Zeichen!“ Riefen sie alle paar Minuten und liefen weiter, um das nächste Zeichen zu finden. „Rotes Zeichen!“ riefen sie alle paar Minuten. Die kleine Naomi (7) blieb jedoch meist zurück und wir beide folgten Sarah (10) und Racheli (8), die mehr Energie als wir zu haben schienen.

Dadurch kam ich in den Genuss mir einige von Naomis Geschichten anzuhören. Sie erzählte mir von ihren Freundinnen in der ersten Klasse, von ihrem Akrobatika-Kurs, aber vor allem davon, dass sie sehr vorsichtig sein wird, wenn sie ein Baby hat. Wir hatten nämlich einige Brunnen entdeckt, die sehr tief waren. Sie waren mit eisernen Gittern verschlossen, aber an einem dieser Brunnen, gab es eine Öffnung, die groß genug wäre, dass ein Baby hindurchkriechen könnte.

Ich hatte angemerkt, dass es für ein Baby gefährlich wäre, hier herumzukrabbeln und das hat bei Naomi scheinbar ihren Mutterinstinkt ausgelöst. Sie sprach ab jetzt fast nur noch davon, dass sie und Mütter allgemein sehr vorsichtig mit ihren Babys sein müssen.

„Du wirst bestimmt eine sehr gute Mutter sein!“ Sagte ich einmal zwischendurch zu Naomi und dadurch tauchte sie noch mehr in ihre Mami-Welt ein.

„Ja, ich werde eine ganz tolle Mami sein!“ Sagte sie mit fester Überzeugung.

„Wenn das Baby weint, werde ich es in den Arm nehmen und trösten und wenn es herumkrabbelt, werde ich ganz gut aufpassen, wohin es geht und wenn es nicht hört, werde ich nicht auf das Baby schreien, sondern ihm gut erklären, warum es etwas tun soll und wenn es Hunger hat, werde ich etwas Leckeres zu essen machen und wenn… und wenn…“ Naomi hatte ganz vergessen, dass wir wanderten und war in ihre Mami-Welt versunken.

Sarah und Racheli hingegen kletterten auf Felsen und Bäume, fanden immer wieder ein neues rotes Zeichen und liefen oft weit voraus, vor allem, weil Naomi immer langsamer wurde, während sie über das Mami-Sein philosophierte.

Dabei bekam sie fast nichts von der schönen Umgebung mit, in der wir uns befanden. Es war wolkig, aber warm und der Wanderweg schlängelte sich durch Wälder, offene Flächen mit Blumen, grüne Hügel herauf und herab und immer wieder stießen wir auf einen Brunnen, dessen Tiefe wir ermittelten, indem wir Steine hineinwarfen.

Die ersten Brunnen waren noch nicht sehr tief, aber später dauerte es schon einige Sekunden, bis wir hörten, dass der Stein auf den Boden traf. „Mamis müssen hier sehr vorsichtig mit ihren Babys sein!“ Kommentierte Naomi.

Je länger wir wanderten, desto müder wurden die Kinder, vor allem, weil sie am Anfang so aufgeregt waren und ihre Energie nicht für den langen Weg aufgespart hatten. Nach etwa zwei Stunden war bei den Mädchen die Batterie fast leer und sie fragten schon, wann wir endlich beim Auto ankommen würden.

Ich versuchte sie zu motivieren weiterzugehen, aber anstatt weiterzugehen, begannen sie sich auf mich zu stützen. Zum Glück gab es immer einen Brunnen, der ihnen neue Energie gab, da es ihnen Spaß machte, Steine dort hineinzuwerfen. Danach vergaßen sie für kurze Zeit, dass sie müde waren und gingen fröhlich weiter.

Für einen Schreibtisch-Arbeiter wie mich war es auch eine sehr schöne Abwechslung in der Natur zu wandern. Ich genoss die frische Luft, die weite Aussicht und die körperliche Betätigung. Ich versuchte den Moment voll in meinem Bewusstsein einzufangen. Ich schaute mich um, atmete tief ein, schloss die Augen, um die Gerüche einzufangen und hörte nichts, außer „wenn ich eine Mami bin, werde ich mit meinem Baby…“

Nach fast drei Stunden kamen wir endlich am Parkplatz an. Die Mädchen waren schon am Ende ihrer Kräfte und wollten nur noch eins, einen Eiskaffee. Ich war hingegen auch am Ende meiner Nerven und wollte nichts mehr über rote Zeichen und Mamis mit Babys hören.

Allerdings musste ich noch tanken und die Mädchen nutzten die Gelegenheit ein Eis aus mir herauszupressen. Schließlich kamen wir erschöpft und mit einem großen Schoko-Eis zu Hause an. Die Mädchen hatten nach einigen Minuten plötzlich wieder genug Energie, um ihre Freunde in der Straße zu besuchen. Und ich musste wieder zu Kräften kommen, um später am Abend wieder fit für mein Boxtraining zu sein.

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