Jüdisches Boxen macht Spaß und ist ungefährlich

Kampf zwischen Daniel Mendoza und Richard Humphreys.

Ich habe bei uns in Bet Shemesh einen kleinen Boxverein gegründet und trainiere dort mit drei Teenagern jeden Mittwochabend.

Früher hatte ich einige Jahre im PSV Hannover geboxt und als mich hier jemand fragte, ob ich seinem Sohn Boxen beibringen könnte, habe ich gerne mein altes, fast verschollenes Wissen über diesen Sport wiederbelebt.

Boxen ist natürlich keine Quantenphysik und es war mit Hilfe von YouTube nicht schwer, ein Trainingsprogramm auszuarbeiten. Ein Bekannter hatte mir seinen zum Kampfstudio umgebauten Keller zur Verfügung gestellt und wir trainieren hier bereits mehrere Jahre.

Die Jungs, die von Anfang an dabei waren, sind mittlerweile erstaunlich gute Boxer geworden. Wir machen einige Minuten Seilspringen, dann Training an den Boxsäcken und schließlich einige Runden Sparring.

Blaues Auge verboten

Der jüdische Aspekt unseres Boxens besteht darin, dass wir versuchen, uns gegenseitig nicht weh zu tun. Wir sind nette jüdische Jungs, die ihr Babygesicht vor geschwollenen Augen und Nasen bewahren möchten und deswegen ist es uns wichtiger, eher keinen Schlag abzubekommen, als einen zu landen.

Das hatte schon damals mein Trainer an mir kritisiert und ich habe diese „Strategie“ an meine Schüler weitergegeben: Wenn unser Gegner auf uns zukommt, ist unser erster Impuls ein Schritt zurück. Gute Boxer hingegen versuchen dem Angriff auszuweichen, ihn abzuwehren und dann zu kontern. Das erhöht jedoch das Risiko getroffen zu werden und das wollen wir nicht eingehen.

Sind wir nicht alle jüdische Boxer?

Ich bin jedoch nicht der Erfinder des jüdischen Boxens, sondern Daniel Mendoza, der im Gegensatz zu mir ein echter Boxer war, der an Turnieren teilnahm, Gegner KO schlug und sogar englischer Meister war.

Mendoza war ein englischer Boxer der Bare-Knuckle-Ära. Er war der erste jüdische (portugiesisch-sephardischer Herkunft) „Englische Meister“, und somit damals auch der inoffizielle Weltmeister. Er lebte von 1764 bis 1836, gar nicht so schlecht für einen Boxer, vor allem, da damals noch keine Handschuhe benutzt wurden.

Mendoza war der erfolgreichste Boxer seiner Zeit. Sein Ruhm übertrug sich auch auf die Juden Englands, die für einige Jahre ihren Status als schwächliche Ghettojuden abwerfen konnten und sogar von ihren englischen Nachbarn respektiert wurden.

Mendoza revolutionierte das Boxen durch seinen Kampfstil, der eher defensiv und auf Schnelligkeit ausgelegt war und weniger mit Stärke als mit Technik punktete. Sein Stil wurde auch wissenschaftliches Boxen genannt.

Kampf zwischen Daniel Mendoza und Richard Humphreys.
Daniel Mendoza

Mendoza veröffentlichte 1789 zwei Bücher über das Boxen: „The Art of Boxing“, und „The Modern Art of Boxing“. Diese Bücher und sein erfolgreicher intelligenter Kampfstil bewiesen, dass diese Art des Boxens die effektivste war, und sie bildet bis heute die Grundlage des modernen Boxens.

In diesem Sinne sind heute alle Boxer jüdische Boxer, zwar nicht so vorsichtig, wie meine Schüler und ich, aber doch in der Tradition von Daniel Mendoza.

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