Tagebuch aus dem Krieg – Schlaflose Nächte und warten auf den großen Knall

Obwohl wir am Tag zuvor wenig geschlafen haben, war es gestern schwer einzuschlafen. Der Schlaf kam einfach nicht. Bilder der Massaker und Gedanken an die entführten Israelis gaben mir keine Ruhe. Ich versuchte an Computerspiele zu denken, aber das kam mir sehr unpassend vor und ich dachte wieder an den Krieg.

Gleichzeitig lauschte ich den Flugzeugen, die regelmäßig über Bet Shemesh flogen. Vielleicht alle 30 Minuten donnerten die Jets über unsere Häuser hinweg. Manchmal waren sogar Explosionen in der Ferne zu hören und ich hoffte, dass sie nicht auf unserer Seite waren.

Die Kinder hatten während des Sonntags Helikopter gezählt, die gut sichtbar über unser Haus flogen. Oft in Dreier-Formation. Die Nachrichten am Montagmorgen waren nicht besonders erfreulich, in einigen Orten wurde noch gekämpft, die Opferzahlen stiegen über 900 und man soll sich auf viele weitere vorbereiten, wenn das Land wieder vollständig unter Kontrolle ist.

Nach zwei Monaten Sommerferien und einem Monat Feiertage, haben die Kinder jetzt wieder schulfrei. Sie dürfen das Haus nicht verlassen und spielen mit Freunden, die im selben Gebäude wohnen. Es scheint, es wird bald wieder regelmäßig Zoom-Unterricht geben, in Davids Schule hat es bereits begonnen. Eigentlich war der heutige Montag der Tag, an dem wir aus der Sklaverei unserer Kinder befreit werden sollten. Die Kinder sind auch sehr gelangweilt und undiszipliniert, während wir Eltern nervlich ziemlich gefordert sind.

Wir versuchen so normal wie möglich zu leben, was uns im ruhigen Bet Shemesh glücklicherweise möglich ist. Abgesehen davon, dass wir vor den Nachrichten und sozialen Medien kleben, kommen wir relativ gut durch.

Heute beginnt auch wieder mein Boxverein. Ich kann mich wenigstens etwas abreagieren, nachdem ich monatelang unter den Kindern geschuftet hatte.

Mein Freund Roni hat eine „Pizza für unsere Soldaten“ Aktion gestartet und fährt jetzt regelmäßig an die Front im Süden, um unter den Soldaten Freude und Essen zu verbreiten. Wer sich daran beteiligen möchte, kann sich gerne bei mir melden.

Wie ich beim letzten Mal geschrieben habe, beginnt es jetzt auch mit der Hisbollah zu krachen und dann muss der arme Roni auch Pizza bis ganz in den Norden bringen.

Der gute Roni (ganz rechts) zaubert den Soldaten ein Lächeln ins Gesicht.

2 Kommentare zu „Tagebuch aus dem Krieg – Schlaflose Nächte und warten auf den großen Knall“

  1. Lieber Michael, hier ist die Familie von Eliane. Wir beten für Sie alle und wenn wir Roni unterstützen können, so sagen Sie es uns bitte.
    Möge HaShem Segen und Schutz geben und mögen alle Geiseln bald befreit werden!

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