Kriegsanalyse nach dem iranischen Angriff

Bevor am Freitag der Schabbat begann, gab das Heimatfrontkommando, das für den Schutz der Bürger Israels zuständig ist, Warnungen heraus, dass in Kürze ein Angriff des Irans bevorsteht. Wir sollten Vorräte lagern und uns in der Nähe von Schutzräumen aufhalten. Der Schabbat war jedoch ruhig und die Raketen wurden erst in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf uns abgeschossen.

99 % der Geschosse wurden abgefangen und bis auf beduinisches Mädchen im Süden Israels wurde niemand verletzt. Da die Bevölkerung gewarnt war, wäre der Schaden auch gering geblieben, wenn einige Raketen durchgekommen wären, aber Dank unserer verschiedenen Raketenabwehrsysteme und der Hilfe unserer Verbündeten, hatten wir eine relativ ruhige Nacht.

Schießt der Iran etwa auf Al-Aksa??

Bereits seit Freitag hörten wir immer wieder Flugzeuge über Bet Shemesh, aber in der letzten Nacht war der Himmel über uns ziemlich laut. Es wurden anscheinend auch Raketen über Bet Shemesh abgeschossen, aber das hat unsere Kinder nicht geweckt und auch ich konnte relativ ruhig schlafen. Da der Zeitpunkt des iranischen Angriffs bekannt war, machte ich mir keine Sorgen darüber.

Fragen an den Iran

Nach der Tötung des iranischen Generals in der letzten Woche, war allen Beobachtern klar, dass der Iran Israel angreifen wird und auch der Zeitpunkt war irgendwie allgemein bekannt. Die Nachrichten in Israel waren voll von Berichten darüber und irgendwie wussten die Amerikaner und Israelis, was wann passieren würde.

Es wundert mich deswegen, dass der Iran genau das tat, was alle von ihm erwarteten. War ihm nicht klar, dass solch ein Angriff nicht erfolgreich sein könnte?

Vielleicht will der Iran zurzeit keine größere Konfrontation, da er angeblich kurz davorsteht, seine Atombombe fertigzustellen. Möglicherweise musste man irgendwie auf die Tötung des Generals reagieren, um Stärke zu zeigen, auch wenn die Reaktion keinen Effekt hatte.

Wenn der Iran Israel wirklich treffen will, kann es die Hisbollah anweisen, ihre 150.000 Raketen auf Israel abzufeuern und gleichzeitig aus dem Libanon und Syrien mit Bodentruppen anzugreifen. Das wäre ein schwerer Schlag für Israel.

Der Iran will diese Option offensichtlich noch nicht ausführen.

Was haben die Mullahs also vor? Spielen sie auf Zeit, um ihre Atombombe fertigzustellen? Haben sie andere Überraschungen für uns vorbereitet?

Israels Situation

Da der Schattenkrieg zwischen Israel und dem Iran nun ans Tageslicht gekommen ist, hat sich für den jüdischen Staat eine neue Front eröffnet. Der Iran hat Israel direkt angegriffen und Israel kann nun den Iran direkt angreifen.

Mehrere Abgeordnete der Regierungskoalition fordern einen schweren Gegenschlag und es scheint, dass sogar unsere internationalen „Freunde“, die uns bisher nur kritisiert haben, in dieser Frage hinter uns stehen.

Mit Blick auf den Gazastreifen, könnte ich mir sogar vorstellen, dass der Angriff des Iran in der letzten Nacht, gut für uns war. Ein offener Krieg mit dem Iran, würde vielleicht von Gaza ablenken, sodass die Armee endlich in Rafah einmarschieren und die Geiseln befreien kann.

Allerdings muss Israel bei seinem Krieg mit dem Iran immer auch auf die Hisbollah im Libanon aufpassen, denn von dort geht die größte Gefahr für uns aus. Seit dem 7. Oktober bereiten wir uns zwar auf einen Angriff der Hisbollah vor, aber was auch immer für diesen Fall geplant ist, es wird schwer einen täglichen Beschuss von tausenden Raketen hinzunehmen.

Irans Situation

Ziele israelischer Angriffe im Iran sollten zuerst Atomanlagen sein, die jedoch nicht so leicht zu erreichen sind. Weiterhin müssen Israel und andere interessierte Länder daran arbeiten, das Regime in Teheran zu stürzen. Anders als die Palästinenser in Gaza und Judäa & Samaria (dem sogenannten Westjordanland), scheinen die Perser keine Judenhasser zu sein.

Die iranische Bevölkerung steht scheinbar nicht hinter ihrer Regierung und vielleicht gibt es Möglichkeiten diese zu stürzen. Das würde sehr viele Probleme in Israel und dem gesamten Nahen Osten lösen, denn der wichtigste Antrieb für den weltweiten Terrorismus wäre damit ausgeschaltet.

Der Sohn des Schahs, Reza Pahlavi, bei einem Besuch in Israel

Wie wir in der Purim Geschichte vor einigen Wochen gesehen haben, kann sich die Situation in Persien über Nacht ändern. Eine Exilregierung für den Iran wartet bereits im Ausland und sie hat gute Beziehungen zu Israel. Ein Purimwunder könnte die Juden wieder einmal von Feinden zu Freunden des persischen Regimes machen.

Ein weiterer Punkt nach diesem Angriff in der letzten Nacht ist die Tatsache, dass der Iran anscheinend gar nicht so stark ist, wie man gedacht hat. Wenn er wirklich vor hatte, Israel schwer zu treffen, war der Angriff ein totaler Misserfolg, der nun der ganzen Welt gezeigt hat, dass der Iran ein Papiertiger ist. Genauso wie Russland nach dem Angriff auf die Ukraine seinen Status als Supermacht verloren hat, hat jetzt der Iran möglicherweise gezeigt, dass er trotz seiner Angeberei ein Schwächling ist.

Die Situation der Juden

Juden weltweit, die nicht direkt gegen Terroristen kämpfen, kämpfen zurzeit gegen einen anderen Feind: Chametz.

Wir befinden uns nämlich in der letzten Woche vor Pessach und das bedeutet extreme Hausputzing. Jegliche Spuren von Chametz, also Brotkrümel, Kekskrümel und so weiter müssen aus dem Haus entfernt werden, was bei großen Familien einem Häuserkampf im dicht besiedelten Gazastreifen ähnelt.

Wo hat sich der Chametz versteckt?

Chametz versteckt sich an den ungewöhnlichsten Stellen in der Wohnung und man muss sehr gründlich sein, überall zu suchen. Ich hoffe Chametz, das ein bisschen wie Chamas klingt, wie man es auf Hebräisch ausspricht, nicht gelernt hat, Tunnel zu graben und uns von hinten anzugreifen.

Es ist also gerade nicht leicht für uns arme Juden. Wieder einmal sind wir von Feinden umgeben und wieder einmal hoffen wir auf Erlösung wie am Pessach vor etwa 3500 Jahren. Bis dahin kämpfen wir gegen Chametz und Chamas, gegen die Perser und natürlich wie immer untereinander.

Das jüdische Volk, das sich mit dem Wort „Friede“ (Schalom) grüßt, scheint diesen nie zu erreichen.

4 Kommentare zu „Kriegsanalyse nach dem iranischen Angriff“

  1. Heidi Galle

    Wenn Israel sich gegenseitig bekämpft, erinnert mich das immer an die Belagerung vom Feldherrn Titus. Da war Jerusalem von Feinden umzingelt, und was taten die sich bekämpfenden jüdischen Lager? Sie brannten sich gegenseitig ihre Getreidevorräte ab. Wann lernt die jüdische Seele, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren?

    1. Es ist wirklich zum Ausflippen, dass wir uns gegenseitig so sehr schwächen. Die Belagerung Jerusalems sollte uns eine Mahnung sein, aber irgendwie finden wir selten die Einigkeit, die wir brauchen.

  2. Lieber Michael, ich bin sehr dankbar das Sie und Ihre Familie die Angriffe unbeschadet überstanden haben. Wenn die Familie fest zusammen hält ist schon ein großer Sieg errungen. Gottes Segen und Bewahrung für Sie und das Volk Israel.
    Liebe Grüße aus Deutschland von Eli

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