Neues aus der Kriegszone und Gerüchte im Volk

Man muss ja sehr vorsichtig sein, welche Medien man konsumiert, vor allem wenn positiv über einen Krieg des eigenen Landes berichtet wird. Israelische Medien haben den besten Zugang zu aktuellen Meldungen über den Krieg in Gaza und deshalb lese ich kaum Nachrichten aus dem Ausland.

Wenn ich so realitätsfremde Texte wie diesen von Richard Schneider im Spiegel lese, werde ich wieder darin bestätigt, dass Europa kein Ort ist, in dem Juden sicher leben können. Schneider schreibt im Einleitungssatz:

„Benjamin Netanyahu will nichts wissen von einer Mitverantwortung für den Krieg. Er klammert sich an die Macht und verhindert eine Annäherung an die Palästinenser.“

Hier haben wir das gute alte Bibi-Bashing, das Netanjahu als Bösewicht darstellt, anstatt die Komplexität der israelischen Politik zu berücksichtigen. Zu sagen, „Bibi ist böse“, ist natürlich sehr viel einfacher als Informationen zu sammeln, sie zu analysieren und objektiv darzustellen. Ich bin auch kein Fan von Netanjahu, aber ich stimme seinem politischen Gegner Benny Gantz zu, dass jetzt nicht die Zeit ist, einen neuen Premierminister zu wählen.

Das ist die Realität in Israel.

Noch schlimmer ist jedoch die Aussage, dass Bibi eine Annäherung an die Palästinenser verhindert. Spinnt der Schneider?? Sind es nicht die Palästinenser, die eine „Annäherung“ verhindern? Was soll Israel denn noch tun, um sich ihnen anzunähern?

Aber so ist mit den Medien weltweit. Sie sehen nur in Israel einen Akteur, der dazu noch von einem Bösewicht regiert wird, während die Palästinenser für ihre Taten keine Verantwortung zu tragen scheinen. Ihre einzige Rolle in diesem Konflikt ist die des Opfers, auch wenn sie uns angreifen und töten.

Die Sicherheitslage

Aber zurück zum Krieg. Im Gazastreifen scheint die israelische Armee deutliche Fortschritte zu machen und steht aktuell kurz vor dem Shifa-Krankenhaus im Herzen von Gaza-Stadt, das das Hauptquartier der Hamas sein soll.

Die Armee hat ihre Schlagkraft und Effizienz in den letzten Jahren stark erhöht und kann ihre Fortschritte jetzt in voller Stärke nutzen. So müssen Bodentruppen die Terroristen nicht mehr im Häuserkampf einzeln erschießen, sondern können direkt vor Ort Beschuss aus der Luft, mit einer Drohne oder einem Jet, anfordern. Innerhalb von sechs Minuten kann die Luftwaffe dann auf die Anfrage reagieren und versteckte Terroristen ausschalten.

Es bleibt auch Zeit für Romantik.

Es gibt auch deutlich weniger Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen, denn die Terrorgruppen befinden sich anscheinend auf dem Rückzug und versuchen sich zu verstecken, oder irgendwie zu fliehen. Natürlich schlagen sie zurück und leider sterben täglich israelische Soldaten im Einsatz. Insgesamt mussten bereits 52 Soldaten ihr Leben lassen.

Während es in Gaza also vorangeht, wird die Lage an der Nordgrenze zum Libanon immer instabiler. Hier wurde vorgestern ein Arbeiter des israelischen Elektrizitätswerks von einer gesteuerten Panzerabwehrrakete getötet und weitere Israelis wurden bei Angriffen aus dem Libanon verletzt. Israel reagiert mit Bombardierungen von Hisbollah-Einrichtungen und versucht, den Konflikt im Norden nicht aufflammen zu lassen.

Die israelische Flagge weht im Hamas-Parlament in Gaza-Stadt.

Eine Mutter von Soldaten, die an der Grenze zu Syrien stationiert sind, hat mir erzählt, dass es auch dort täglich Zusammenstöße mit Terroristen gibt. Es wird auch versucht, Israel durch Syrien zu infiltrieren, aber davon darf nicht berichtet werden, um das Volk nicht noch weiter zu beunruhigen. Aber wir sind ein kleines Volk und solche Sachen sprechen sich schnell herum. Wir sind also beunruhigt.

Besuch in der Hauptstadt

In der vorigen Woche war ich in Jerusalem. Die Innenstadt war ziemlich leer, wahrscheinlich weil 400.000 Reservisten an die Grenzen entsandt wurden und auch weil viele Araber keine Einreiseerlaubnis mehr bekommen. In Jerusalem leben viele Araber mit israelischem Pass, die dieselben Bürgerrechte haben wie Juden, aber es kommen auch sehr viele Araber in die Stadt, die in Judäa und Samaria, dem sogenannten Westjordanland, leben und von der Palästinensischen Autonomiebehörde regiert werden. Sie fehlen an den vielen Baustellen in Jerusalem, wie auch hier in Bet Shemesh.

Ich habe gehört, dass die Regierung darüber nachdenkt, 100.000 indische Gastarbeiter ins Land zu holen, um die fehlenden arabischen Arbeiter zu ersetzen. Das Judentum hat zwar ein Problem mit den vielen Göttern der Hindus, aber wie ich aus eigener Reiseerfahrung weiß, sind die Inder ein sehr freundliches Volk. Die Frage ist wahrscheinlich eher, ob die Inder in unser Krisengebiet kommen wollen.

Ich habe übrigens vor einigen Tagen einen Twitter-Feed über den Krieg in Gaza gelesen, den hunderte Inder kommentiert hatten. Sie haben schrecklich über die Palästinenser und den Islam geschimpft und sich deutlich auf Israels Seite gestellt. Indien hat ein eigenes muslimisches Problem mit Pakistan und der muslimischen Minderheit im Land. Was Europa jetzt über den Islam lernt, weiß man in Indien schon lange.

Papa weiß, wofür er kämpft.

In Jerusalem sind die Straßen also leerer als gewöhnlich, was durch die vielen Polizisten und Soldaten teilweise jedoch wieder ausgeglichen wird. Leider hatte ich keine Zeit zur Kotel (Klagemauer) zu gehen, aber werde es hoffentlich bald nachholen.

Wie es weitergehen sollte

Hoffentlich kann die israelische Armee den Gazastreifen schnell von der Hamas befreien und unsere Geiseln zurückholen. Wie ich schon einmal beschrieben hatte, sollte dort nach dem Krieg eine israelfreundliche arabische Regierung eingesetzt werden, oder man sollte den Gazastreifen den arabischen Drusen als eigenes Land geben.

Leider ist es jedoch auch notwendig, die Hisbollah im Libanon auszuschalten, was weit schwieriger werden wird, als den Gazastreifen von der Hamas zu befreien. Wir müssen diesen Krieg nutzen, um uns von unseren Feinden zu befreien und dürfen keine Terroristen an unseren Grenzen tolerieren.

Noch schwieriger wird jedoch der Kampf gegen unsere Feinde in Judäa und Samaria. Auch hier werden wir täglich angegriffen und können diesen Zustand nicht mehr tolerieren. Die einfachste Lösung wäre natürlich, die feindliche Bevölkerung zu vertreiben, aber so wie die Welt zu Israel steht, würde das den dritten Weltkrieg auslösen.

Was Gaza angeht, sind wir also vorsichtig optimistisch. Wir verstehen aber, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.

3 Kommentare zu „Neues aus der Kriegszone und Gerüchte im Volk“

  1. Dass jemand grad in Kriegsfällen nur das liest, was er lesen möchte, liegt in der Natur der Dinge. Und der Gedanke, dass Kriegspropaganda auf beiden Seiten eines Krieges die Wahrheit darstellt ist schlichtweg ein kindischer Gedanke, den gerne jede Riegsseite für seine Anhänger nutzt. Kommt mi r alles extrem bekannt vor.

    Natürlich kann man von „Hier haben wir das gute alte Bibi-Bashing, das Netanjahu als Bösewicht darstellt“ rumfaseln, Vorwürfe, bereits gerichtliche Beschlüsse zu ihm gibt es ja genug – Ab wann wäre denn ein Politiker eigentlich nicht mehr tragbar, nach korruptionsvorwürfen der letzten Jahre?

    Ich kann kaum fassen, was ich alles bei Dir lese und es schockiert mich, verwundert mich aber nicht, wie eckig Ansichten werden können und wohin einen der Hass führt.

    Wow Michael, Extremisten sind mir schon immer unheimlich gewesen. Vor allem religiöse Extremisten

    1. Lieber Kiki,
      ich bin nicht sicher, ob ich verstehe was du sagt:
      „Und der Gedanke, dass Kriegspropaganda auf beiden Seiten eines Krieges die Wahrheit darstellt ist schlichtweg ein kindischer Gedanke“ – was meinst du damit?
      Hast du Lust, etwas herumzugoogeln und einige „gerichtliche Beschlüsse“ über Netanjahu finden? Ich glaube du wirst keine finden. Leider zeigst du dich hier als Beispiel eines Spiegel-Lesers, der von den einseitigen Artikeln dieser Agentur beeinflusst ist. Genauso wie BBC und CNN und viele andere Mainstream Medien, ist die Berichterstattung vom Spiegel, der Tagesschau etc einfach falsch und das abichtlich.
      Ich hasse Moslems nicht und meine Religion lehrt mich auch nicht, sie zu hassen. Sie tun mir leid, da sie am meisten unter ihren Ditkatoren leiden und sie in einer Kultur des Judenhasses aufgewachsen sind. Du kennst sicherlich Moslems persönlich, die du über ihre Einstellung zu Juden befragen kannst.

  2. Pingback: Wann greifen wir endlich Rafah an?! – Michael Selutin

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