Lieber ein Ende ohne Sommerferien, als Sommerferien ohne Ende

Der erste Teil der Überschrift macht zwar keinen Sinn, aber der zweite Teil dafür umso mehr. Meine vier Kinder (15,8,6,5) haben seit Juli Sommerferien und der geduldigsten Ehefrau von allen und mir stehen vor Anspannung die Haare zu Berge. Dazu muss gesagt werden, dass die heiligste Ehefrau von allen ihre Haare jederzeit bedeckt und ich kaum noch welche habe. Es steht also ziemlich schlimm um uns.

Mitte August haben wir schon den Großteil der Sommerferien überlebt, aber die letzten zwei Wochen haben die drei kleinen Mädchen kein „Kinderlach-Sommercamp“ mehr und werden den gesamten Tag zu Hause verbringen, so dass ich danach wahrscheinlich eine Vollglatze haben werde.

Wie wir wissen, war früher alles besser. Ich habe als Kind viel mit Freunden auf dem Spielplatz oder vor dem Haus gespielt, aber meine Kinder tun das fast gar nicht. Natürlich ist ihre jüdische Mutter nicht ganz unschuldig daran, denn sie lässt die drei Mädchen nicht gerne alleine aus dem Haus. Es könnte ja etwas passieren. Aber die Mädchen selbst haben auch keine große Lust darauf. Eine typische Diskussion zu diesem Thema verläuft in etwa so:

Sarah(8): „Papa, mir ist so langweilig.“

Ich: „Dann geh doch raus, ich höre Kinder spielen.“

Sarah: „Uff, Eyn li koach (ich habe keinen Bock)“

Ich: „Aber dir ist doch langweilig“

Sarah: „Papaaaaaa, kauf mir ein neues LOL-Überraschungsei!“

Sobald ich das Wort kaufen höre, beende ich das Gespräch mit meinen Kindern und mache mich aus dem Staub (bei der hartnäckigsten Ehefrau von allen funktioniert diese Strategie leider nicht).

Ein weiteres Problem, das in meiner Familie besonders ausgeprägt war, ist die Fütterung der Kinder. Für meine Mutter war es immer oberste Priorität, dass die Kinder gefüttert werden, nicht ernährt, oder versorgt, sondern gefüttert bis nichts mehr reinpasst. Das hat sich auch in meiner Psyche festgesetzt und jedes Mal, wenn ein Kind sagt, es sei hungrig, springe ich auf und durchsuche die Küche.

Racheli (6) hat dieses Phänomen schon lange erkannt und weiß es effektiv auszunutzen. Sobald sie mich in der Nähe der Küche sieht, schlendert sie unschuldig zum Kühlschrank.

„Hm, was könnte ich essen?“, sagt sie dann wie zu sich selbst.

Bei mir schrillen daraufhin alle Alarmglocken und ich springe auf und versuche, ihr etwas zu essen zu finden. Brot, Reis, Pasta, sogar Pizza lehnt sie jedoch höflich ab.

Die Frühstückscerealien meiner Kinder

„Ich will etwas Leckeres.“ Sagt Racheli und schaut mich hoffnungsvoll mit ihren großen braunen Augen an. Natürlich will ich ihr nichts Leckeres geben, sondern etwas Gesundes, das sie satt macht, aber ich will sie auch nicht wieder hungrig wegschicken. Es beginnen also lange, schwierige Verhandlungen, die meist damit enden, dass Racheli mir verspricht, später etwas Gesundes zu essen und jetzt etwas Leckeres bekommt und das noch in dreifacher Ausgabe, denn ich will ja nicht, dass die anderen zwei Mädchen gleich angelaufen kommen und die Geschichte von vorne beginnt.

Auf diese Weise schlägt sich unsere schrecklich jüdische Familie durch die Sommerferien, die kein Ende zu nehmen scheinen. In den letzten zwei Augustwochen müssen wir das Kinderlach-Camp ersetzen und die Kinder unterhalten. Wir werden ans Meer fahren, vielleicht einmal im Wald bei Bet Shemesh wandern, aber die meiste Zeit um Spielzeug und Süßigkeiten verhandeln. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.

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