Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, dass mir nichts mehr Spaß macht, als mich über meine Kinder zu beschweren. Es hat wahrscheinlich eine therapeutische Wirkung für mich, meinen Frust mit den kleinen #!%! öffentlich auszulassen.
Am 1. Juli haben die Sommerferien begonnen und das ist natürlich eine großartige Gelegenheit, so richtig über meine Kinder abzulästern. Aber erstmal kurz über das israelische Bildungswesen: Die Sommerferien enden am 1. September, aber nur einige Wochen später beginnen die Hohen Feiertage, Rosh HaSchana, Jom Kippur und Sukkot, die fast einen gesamten Monat in Anspruch nehmen.
Dies bedeutet, dass nach Ende der Sommerferien die Feiertagssaison den Kindern im Grunde einen zusätzlichen Monat Ferien schenkt. In diesem Jahr haben wir ein Schaltjahr und alles verschiebt sich etwas. Die Feiertage beginnen mit Rosch HaSchana am 2. Oktober, so dass im gesamten September theoretisch gelernt werden kann. Es ist jedoch noch nicht zu spät für die allmächtige Lehrergewerkschaft Israels, sich etwas auszudenken und auch im September frei zu haben.
Der Teenager
Aber nun zu meinen Kindern. Unser Teenager David arbeitet abends bei Veranstaltungen als Kellner und verdient viel Geld, das er für seinen Führerschein spart, an dessen Kosten er sich zu 50 % beteiligen muss. Er ist nach drei Wochen schon ein Experte im Catering für Hochzeiten, Bar-Mitzwas und anderen Feierlichkeiten.
Als wir in der letzten Woche selbst bei einer Hochzeit waren, beobachtete David die Kellner dort sehr genau und klärte mich über ihre Fehler auf.
„Er hätte das Tablet abstellen sollen, bevor er die Teller verteilt,“ kritisierte er.
„Wie lange liegt das Brot schon hier? Es ist ganz kalt geworden!“ stellte er fest.
„Sie haben den ersten Gang zu früh abgeräumt, jetzt sitzen die Leute hier ohne Teller, während sie auf den nächsten Gang warten,“ erklärte er.
David hat offensichtlich eine große Zukunft im Catering, aber er hat mir versichert, dass er in diesem Bereich keine Karriere machen will. Er hat übrigens noch ein Jahr Schule und dann muss er zur Armee. Was er dort und danach machen wird, wissen wir noch nicht. Wir hoffen nur, dass der Krieg dann zu Ende ist.
Über David kann ich mich also gar nicht beschweren. Sogar nicht darüber, dass er bis zum Mittagessen schläft, denn er arbeitet manchmal bis tief in die Nacht.
Ich bin sehr froh, dass David seine Ferien nicht mit Nichtstun verbringt, sondern fleißig arbeitet, was ihm sogar Spaß macht. Besonders stolz bin ich darauf, dass er 10 Prozent seines Einkommens als Maaser, auch Zehnter genannt, an eine arme Familie gibt. Er hat mir nach zwei Wochen 250 Schekel gegeben, die ich zusammen mit meinem Maaser an eine Familie gab, die in finanziellen Schwierigkeiten steckt.
Für Nichtjuden ist es keine Pflicht, einen Zehnten an Wohltätige Zwecke abzugeben, aber es ist ihnen natürlich erlaubt und es ist lobenswert. Die Unterstützung einer jüdischen Familie (meiner) in Israel ist sicherlich ein sehr wohltätiger Zweck, für den Sie hier spenden können.
Die Mädchen
Dann bleiben mir nur noch die drei Mädchen (7,8 und 10 Jahre alt), aber auch hier muss ich Leser, die gerne brisante Geschichten hören, enttäuschen. Sarah, Racheli und Naomi machen mir in diesen Sommerferien bisher keine großen Kopfschmerzen.
Natürlich gibt es die üblichen Sachen, mit denen wir täglich zu kämpfen haben, wie die Tatsache, dass eine von ihnen jederzeit in lautes Weinen ausbrechen kann, weil eine andere von ihnen etwas getan/gesagt/angeschaut hat, das ihr nicht gefiel. Diese Weinattacken treten etwa alle 30 Minuten auf. Aber das ist normal und wir haben uns daran gewöhnt.
Da die fleißigste Ehefrau von allen und ich von zu Hause arbeiten, müssen wir die Mädchen in ein Sommerlager schicken, um nicht total durchzudrehen. In den ersten Wochen besuchten die Mädchen die Sommerlager ihrer Schule, aber seit einigen Tagen sind sie in einem privaten Keytana, wie diese Camps auf Ivrit heißen.
Das private Keytana ist natürlich viel besser (und teurer), aber so gut wie alle Mädchen in Bet Shemesh gehen zu diesem Camp. Heute sind sie in ein Schwimmbad gefahren und morgen machen sie eine Wasserschlacht mit Wasserpistolen. Wasseraktivitäten sind wohl die einzige Möglichkeit, in dieser Hitze von über 35 Grad etwas draußen zu unternehmen.
Leider gibt es im Keytana nichts zu essen, so dass wir den Mädchen morgens immer etwas vorbereiten müssen. Neben den obligatorischen Butterbroten bereiten wir ihnen Pasta, Couscous, Reis und noch mehr Pasta zu, die sie mitnehmen. Dann noch einige Snacks und die drei können endlich zur Bushaltestelle abzischen.
Der Tag im Camp endet um 15.00 und dann wird es etwas lauter. Obwohl sie im Keytana kalte Nudeln gegessen haben, sind sie hungrig und manchmal auch etwas erschöpft, was keine guten Voraussetzungen für einen harmonischen Nachmittag sind. Ich gebe ihnen dann meist ein großes Stück einer Wassermelone, was die Situation leicht entschärft.
Wenn ich Glück habe, besuchen die Mädchen am Nachmittag Freunde und es wird wieder leise im Haus. Meistens habe ich jedoch Pech und Freunde besuchen unsere Mädchen und dann wird das Haus zu einer Disco. Sarah liebt es, Musik zu hören, während sie mit ihren Freundinnen spielt, und sie dreht sie gerne laut auf. Das führt dazu, dass alle schreien müssen, um gehört zu werden und dazu, dass ich mich schnell verziehe.
Fazit
Diese Sommerferien sind etwas ruhiger als bisherige. Das liegt wahrscheinlich daran, dass unsere Mädchen Freunde haben und weniger von mir für ihre Unterhaltung abhängig sind. Es bleibt jedoch auch für mich viel Zeit für gemeinsame Aktivitäten, wie freitags, wenn der Schabbat sehr spät beginnt. Und natürlich am Schabbat selbst.
Der erste Ferienmonat ist fast vorbei und Ende August fahren wir für einige Tage an den Strand in Bat Yam. Das wird ein Abenteuer, das einen eigenen Beitrag verdient. Bis dahin dürfen wir nicht vergessen über die Zerstörung Jerusalems und des Tempels zu trauern, der wir am Tischa B Av gedenken, der auf den 13. August fällt.
Natürlich befinden wir uns im Krieg, so dass unser Urlaub in Bat Yam nicht sicher ist, genauso wenig wie alles andere, das wir planen. Wie alle Israelis wissen auch wir, dass der große Krieg im Norden unvermeidlich ist, um die über 60.000 vertriebenen Israelis wieder sicher in ihre Häuser zurückzubringen. Wir hoffen nur, dass er nach den Ferien beginnt, besser auch nach den Feiertagen. Danach wäre es jedoch auch nicht gut, da die Kinder während eines Raketenbeschusses aus dem Libanon zu Hause bleiben müssten. Am besten also gar nicht, aber das scheint zurzeit wenig realistisch.
4 Antworten
Lieber Michael, meine Kinder sind unterdessen schon etwas älter, aber ich kann mich noch sehr gut an diese Zeit erinnern. Die Sommerferien mit Kindern sind immer sehr herausfordernd – und kaum sind sie vorbei, schaut man doch mit einem weinenden Auge auf sie zurück.
Ich denke auch oft dran, dass sie irgendwann mal groß werden und ich die gemeinsame Zeit vermissen werde. Dann versuche ich die Zeit mit ihnen bewusst zu genießen. Abgesehen von diesen seltenen Augenblicken, bin ich aber oft ziemlich genervt.
Hat der Schreiber seinen Kids erzählt, wie er seine deutlich kürzeren Sommerferien verbracht hat, bzw sein Geld verdient hat?
Grüße aus dem kalten Hannover
Das wäre nicht sehr koscher