Sommerferien – Fast 40 Grad, aber es ist nicht die Hitze, die mich ins Schwitzen bringt

Es ist wieder so weit. Die Sommerferien befinden sich in der zweiten Halbzeit und unsere Nerven liegen blank. Wie im letzten Jahr haben wir unsere drei Mädchen ins „Kinderlach-Sommercamp“ eingeschrieben und sie haben dort sehr viel Spaß. Sie gehen schwimmen, machen Ausflüge und vieles mehr.

Für uns Eltern ist dieses Camp jedoch ziemlich anstrengend, da wir den drei Girlies ein Mittagessen, ein Butterbrot, einige Snacks, etwas zu trinken und natürlich die passende Kleidung, Wechselkleidung oder spezielle Gegenstände für die jeweilige Aktivität des Tages mitgeben müssen.

Der Morgen besteht also aus hektischen Vorbereitungen, während sich die Mädchen langweilen. Manchmal frühstücken sie, wenn wir sie dazu überreden, was natürlich den Stress nur erhöht, manchmal haben sie keine Lust zu essen und dann ist der Überredungsstress umsonst gewesen und der Frust setzt ein.

Nicht zu vergessen, die Zähne müssen geputzt, die Haare gemacht und die Nachbarsmädchen müssen abgeholt werden.

Wenn die Kinder um 9 Uhr im Camp sind, kann die ausgeglichenste Ehefrau von allen einmal kurz durchatmen, bevor sie mit der Hausarbeit und ihrem Job beginnt, während ich mich eine Stunde später als gewöhnlich ins Büro begebe.

Wenn die Pommes grinsen, läuft etwas schief.

Glücklicherweise kann sich David, unser Teenager, schon selbst sein Frühstück machen, indem er Cerealien und Milch in einen Teller mischt.

Dann spült er Geschirr und hilft beim Falten der Wäsche. Sobald er seine Pflichten so schnell wie möglich hinter sich gebracht hat, will er aber nur noch seine Ferien genießen, also „nix“ machen. Wer jetzt noch etwas von ihm will, bekommt die volle Wucht des Teenageralters zu spüren:

“Uff, warum muss ich immer alles machen!?”

“Lass mich in Ruhe, Ich habe Ferien!”

Und so weiter.

Um fair zu sein, muss ich anmerken, dass David zwei Mal pro Woche American Football trainiert und auch fast täglich ins Fitnessstudio geht. Außerdem hat er einen kleinen Ferienjob. Zwei Stunden pro Tag hilft er einem alleinlebenden älteren Mann in seinem Garten und im Haus.

Meine schrecklich jüdische Familie unterscheidet sich mit ihren Ferienproblemen wahrscheinlich kaum von jeder anderen schrecklich normalen Familie.

Ausgekvetscht

Was meine Erlebnisse vielleicht besonders jüdisch macht, ist das gleiche Problem, das Moses hatte, als er das schrecklich jüdische Volk 40 Jahre durch die Wüste trieb: Wir beschweren uns ständig.

So wie ich es gerade in diesem Beitrag tue. Und wie es in folgendem Witz verewigt wurde:

Der Kellner zum Tisch, an dem einige jüdische Damen sitzen und fragt, „Ist irgendetwas in Ordnung?“

Auf jiddisch nennt man es kvetschen und meine Kinder haben das Kvetschen zu einer Kunstform gemacht.

Heute Morgen, zum Beispiel, schaute Racheli (7) in ihre Tasche, um zu sehen, was ich ihr eingepackt hatte.

Was haben die Römer je für uns getan, außer…

“Hey, das ist ja eine Pita! Ich will doch immer ein Baguette mit Butter haben”, bemerkte sie zu meinem Schrecken.

“Ich weiß,” antwortete ich, „Dafür hast du heute einen Schokoladenaufstrich bekommen.”

“Ist das auch der Aufstrich, den ich mag?” fragte Racheli skeptisch.

“Ja natürlich.”

“Und hast du die Schokolade auch in alle Ecken geschmiert?”

“Aber selbstverständlich. Nachdem du mich letztes Mal so eindringlich darauf hingewiesen hast, habe ich die Schokolade heute in alle Ecken der runden Pita geschmiert.”

Racheli musterte mich halb zusammengedrückten Augen. Sie überlegte, ob sie meinen sarkastischen Kommentar bestrafen sollte oder nicht.

Schließlich legte sie die Pita zurück in ihre Tasche und bevor sie wegstapfte, warf sie mir noch einen letzten Blick zu, der mir zu verstehen gab, dass sie mir heute gnädigerweise die Abweichung von ihrem normalen Menü durchgehen ließ.

Uff, das ging gerade noch gut. Es war erst 8 Uhr morgens, die Hitze des Tages war noch nicht erreicht, aber ich schwitzte bereits.

Mittlerweile hatten auch Naomi und Sarah mitbekommen, dass etwas mit ihrem Essen nicht stimmte, und schauten in ihre Taschen. Bevor sie jedoch etwas sagen konnten, machte ich das einzige, das der Herr des Hauses tun kann, wenn er von kvetschenden Mädchen umzingelt ist. Ich schnappte mir meine Sonnenbrille und lief aus dem Haus.

“Bye, ich muss arbeiten!” rief ich und schon hatte ich die Tür hinter mir geschlossen.

Im Treppenhaus hörte ich noch die Schreie der Kinder, gefolgt von einem kurzen Schrei der genervtesten Ehefrau von allen und dann war es ruhig.

Die Sommerferien sind schon eine sehr schwere Zeit, zum Glück sind es nur noch 23 Tage, bis die Schule wieder beginnt.

2 Kommentare zu „Sommerferien – Fast 40 Grad, aber es ist nicht die Hitze, die mich ins Schwitzen bringt“

  1. Lieber Michael Selutin, ein toller Artikel! Sehr nachvollziehbar 😉 bei uns sind es noch 4 Tage und die Schule geht wieder los mit ihren eigenen Herausforderungen. Ich wünsche Ihnen noch viel Kraft und den Kindern weiter schöne Ferien! Ich freue mich auf weitere Artikel von Ihnen.

    1. Schalom Christin,
      vielen Dank für Ihren lieben Kommentar!

      Die ersten Schultage werden hier auch sehr anstrengend werden. Vor allem weil unsere kleine Naomi dann in die erste Klasse kommt.
      Sie ist schon ganz aufgeregt.

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