Besser warten als verlieren und Netanjahus Verschwörung

Es gibt also immer noch keine Bodenoffensive in Gaza. Die Politiker Israels haben sich nicht überrumpeln lassen und bewahren anscheinend einen kühlen Kopf. Sie stürzen sich nicht in den Gazastreifen, sondern zerstören zuerst die Infrastruktur der Terroristen und ihre Versorgungswege.

Ich höre auch davon, dass die Armee nicht genügend Ausrüstung hat, die sie sich zurzeit im Ausland beschafft. Auch eine sehr gute Maßnahme vor einer schwierigen Bodeninvasion. Je länger sich die Armee vorbereiten kann, desto besser sollte sie kämpfen können, aber gilt das nicht auf für die Terroristen? Vielleicht nicht, wenn sie pausenlos aus der Luft bebombt werden.

Währenddessen „vermissen“ wir Zivilisten die Araber. Sie fehlen nicht nur in den Supermärkten, sondern vor allem in der Bauwirtschaft. In Bet Shemesh wird normalerweise sehr viel gebaut, aber jetzt stehen alle Baustellen leer. Araber dürfen nicht mehr hierherkommen und vieles im Lande funktioniert nicht ohne sie. Bauarbeiter und Handwerker mit einem anderen ethnischen Hintergrund sind also zurzeit in Israel sehr gefragt.

Ein Bekannter hat in unserer Synagogen-WhatsApp-Gruppe sogar um kräftige Männer geworben, die beim Bau von Gebäuden helfen könnten. Ich hätte eigentlich schon Lust, in der frischen Herbstluft auf dem Bau zu arbeiten, aber meine anderen Verpflichtungen erlauben das nicht. Wenn Sie, lieber Leser, Lust haben am Aufbau des Heiligen Landes mitzuwirken, können Sie sich gerne an mich wenden. Vielleicht kann man ja etwas arrangieren.

Netanjahus Verschwörung

Es geht die Theorie herum, dass Benjamin Netanjahu diesen Angriff der Hamas zugelassen hat, um sich aus einer prekären innenpolitischen Situation zu befreien. Abgesehen davon, dass sogar Bibi nicht so böse ist, ein Massaker an seinem Volk zuzulassen, macht diese Theorie auch auf politischer Ebene keinen Sinn.

Netanjahus Situation im Zusammenhang mit der Justizreform war nur so problematisch, weil er es war, der sie versucht hat durchzubringen. Würde er damit aufhören, wäre seine Situation sofort wieder sehr viel entspannter.

Hinzu kommt, dass seine Umfragewerte zurzeit im Keller sind. Das Volk gibt ihm die Schuld am Versagen der Armee, nicht weil er ein Monster ist, wie Verschwörungstheoretiker behaupten, sondern weil er am Steuer eingeschlafen ist.

Er hat sich immer wieder dem internationalen Druck gebeugt und die Terroristen davonkommen lassen. Er hat die Politik des „Rasenmähens“ geprägt, demnach die Luftwaffe nach einem Angriff der Hamas einige leere Gebäude zerstört und der Status Quo durch Konfliktmanagement verwaltet wird, anstatt eine Lösung zu suchen.

Netanjahu wird auch dieses Mal wieder unter internationalem Druck stehen, den Palästinensern nicht zu sehr weh zu tun, aber im Gegensatz zu früher, ist seine Wählerbasis wütend. Sogar die Hardcore-Bibi-Fans haben genug vom Rasenmähen und fordern einen wahren Sieg gegen die Hamas.

Letztlich sind es die Bürger Israels, die über Bibis politische Zukunft entscheiden und sie lassen sich dieses Mal nicht mit halben Sachen abfertigen. Wenn Netanjahu die Geiseln nicht zurückbringt und die Hamas nicht vernichtet, wird er als der Politiker in die Geschichte Israels eingehen, der das schlimmste Massaker an Juden seit dem Holocaust zu verantworten hat.

Wenn er diese Ziele jedoch erreicht und nach dem Süden auch Frieden und Sicherheit in den Osten gegen die Fatah und in den Norden gegen die Hisbollah bringt, könnte er ein zweiter König David sein, der das Volk aus den Klauen der feindlichen Nachbarn befreit.

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