In einigen meiner früheren Texte habe ich mich auf den Talmud bezogen, aber nicht wirklich erklärt, was das überhaupt ist. Auch diese kurze Anekdote veranschaulicht nur einen kleinen Teil dieses für das Judentum zentralen Gesetzeswerks. Mit dieser hier mit Humor dargestellten Hirnakrobatik wird veranschaulicht, wie im Talmud ein Thema von allen möglichen und unmöglichen Seiten analysiert wird, um schließlich zu einem Schluss zu kommen, der von Anfang an offensichtlich war.
Das ist jedoch notwendig, um bei den wichtigen im Talmud diskutierten Fragen sicherzustellen, dass es sich wirklich um die richtige Antwort handelt.
Schnallen Sie sich an:
Ein junger Mann klopft an die Tür eines großen Talmudgelehrten.
“Rabbi, ich möchte Talmud studieren.”
“Kannst du Aramäisch?”
“Nein.”
“Hebräisch?”
“Nein.”
“Hast du jemals Tora studiert?”
“Nein, Rabbi, aber ich habe in Harvard mit summa cum laude in Philosophie abgeschlossen und in Yale promoviert. Ich würde meine Ausbildung gerne mit ein wenig Talmud vervollständigen.”
“Ich bezweifle, dass du für den Talmud bereit bist. Es ist das umfangreichste und tiefgründigste aller Werke. Wenn du möchtest, werde ich dich jedoch in Logik prüfen, und wenn du die Prüfung bestehst, werde ich dich im Talmud unterrichten.”
“Gut. In der Logik bin ich gut bewandert.”
“Erste Frage. Zwei Einbrecher kommen durch einen Schornstein. Der eine kommt mit einem sauberen Gesicht heraus, der andere mit einem schmutzigen. Welcher von beiden wäscht sich das Gesicht?”
“Der Einbrecher mit dem schmutzigen Gesicht.”
“Falsch. Derjenige mit dem sauberen Gesicht. Denk doch mal nach. Der Einbrecher mit dem schmutzigen Gesicht sieht den Einbrecher mit dem sauberen Gesicht an und denkt, sein Gesicht sei sauber. Der mit dem sauberen Gesicht sieht den Einbrecher mit dem schmutzigen Gesicht an und denkt, sein Gesicht sei schmutzig. Also wäscht sich derjenige mit dem sauberen Gesicht.”
“Sehr clever. Noch eine Frage, bitte.”
“Zwei Einbrecher kommen durch einen Schornstein. Der eine kommt mit einem sauberen Gesicht heraus, der andere mit einem schmutzigen Gesicht. Welcher von beiden wäscht sein Gesicht?”
“Das haben wir bereits festgestellt. Der Einbrecher mit dem sauberen Gesicht wäscht sich.”
“Falsch. Beide waschen sich. Sieh dir die Logik an. Der mit dem schmutzigen Gesicht denkt, sein Gesicht sei sauber. Derjenige mit dem sauberen Gesicht denkt, sein Gesicht sei schmutzig. Also wäscht sich der Einbrecher mit dem sauberen Gesicht. Als derjenige mit dem schmutzigen Gesicht ihn beim Waschen sieht, glaubt er, dass sein Gesicht auch schmutzig sein muss. Also waschen sich beide.”
“Daran habe ich nicht gedacht. Bitte fragen Sie mich etwas anderes.”
“Zwei Einbrecher kommen durch einen Schornstein. Der eine kommt mit einem sauberen Gesicht heraus, der andere mit einem schmutzigen Gesicht. Welcher von beiden wäscht sein Gesicht?”
“Nun, wir wissen, dass sich beide waschen.”
“Falsch. Keiner von beiden wäscht sich. Sieh dir die Logik an. Der mit dem schmutzigen Gesicht denkt, sein Gesicht sei sauber. Der mit dem sauberen Gesicht denkt, sein Gesicht sei schmutzig. Aber wenn das saubere Gesicht sieht, dass das schmutzige Gesicht sich nicht wäscht, macht es sich auch nicht die Mühe. Also wäscht sich auch keiner. Wie du siehst, bist du nicht bereit für den Talmud.”
“Rabbi, bitte, machen Sie noch einen Test mit mir.”
“Zwei Einbrecher kommen durch einen Schornstein. Der eine kommt mit einem sauberen Gesicht heraus, der andere mit einem schmutzigen. Welcher von beiden wäscht sein Gesicht?”
“Keiner von beiden!”
“Falsch. Und vielleicht verstehst du jetzt, warum Harvard und Yale dich nicht auf den Talmud vorbereiten können. Sag mir, wie ist es möglich, dass zwei Männer durch denselben Schornstein kommen und der eine mit einem sauberen Gesicht herauskommt, während der andere ein schmutziges Gesicht hat?”
“Aber Sie haben mir doch gerade vier widersprüchliche Antworten auf dieselbe Frage gegeben! Das ist unmöglich!”
“Nein, mein Sohn, das ist Talmud.”