Geschichten aus der Synagurke – Goldberg oder Bitcoinberg

Die Synagoge und ihre Gemeinde spielen eine große Rolle in meinem Leben. Mir fehlt jedoch ein schicker, jüdischer Name.

Auf Hebräisch heißt Synagoge „Bet Knesset“, Haus der Versammlung, und auf Jiddisch einfach „Schul“ und so nennen wir diese Einrichtung bei uns zu Hause. Als vor einigen Jahren einmal Omi und Opi aus Deutschland zu Besuch waren und über die Synagoge sprachen, fragte der damals kleine David: „Papa, was ist eine Synagurke?“

Jüdische Männer sind verpflichtet, drei Mal täglich in die Synagurke zu gehen und am Schabbat verbringen dort viele den Großteil des Tages beim Gebet und dem Tora-Studium. Je mehr Kinder zu Hause warten, desto mehr Zeit nimmt sich normalerweise der Vater fürs Beten und Lernen in der Synagurke. Dieses Gemüse nimmt also einen großen Platz in meinem Leben ein und hat eine sehr positive Wirkung.

Unser heiliger Rabbi spricht am Schabbat über Themen, die uns bewegen, und wie wir ein besseres Leben führen können. Die anderen Gemeindemitglieder sind ebenfalls nette Leute, mit denen ich gerne Zeit verbringe. Die Umgangssprache in unserer Gemeinde ist Englisch, da der Rabbi aus London und viele Mitglieder aus Nordamerika kommen.

Die meisten Mitglieder der Gemeinde sind Aschkenasim, aber anders als in Deutschland, haben sie keine russischen Nachnamen, sondern klassisch jüdische wie Goldberg, Finkelstein und so weiter. Am letzten Schabbat fragte mich Daniel, was die Endung „Börg“ auf Deutsch bedeutet.

„Börg?“ fragte ich zurück.

„Ja, Börg, wie Weinbörg.“

Natürlich. Die Amis sagen nicht Berg, sondern etwas, das wie Börg klingt. Ich erklärte, dass Berg „Mountain“ bedeutet und hörte sein Gehirn rattern, während er durch die jüdischen Namen ging, die mit Börg enden. Da Daniel bei der Verwaltung unserer Bet Knesset hilft, verstand er sofort, wie einige dieser jüdischen Namen entstanden sind.

„Also, als die Juden vor langer Zeit ihre Namen aussuchten, nannte sich einer Silberberg, aber sein Nachbar wollte ihn übertrumpfen und nannte sich Goldberg!“ erklärte er mir.

„Klingt jüdisch,“ antwortete ich.

„Heute würde wahrscheinlich der nächste Jude ankommen und sich Kryptoberg nennen!“ witzelte er.

„Oder Bitcoinberg!“ sagte ich.

Das brachte mich zum Nachdenken. Israelis sprechen meinen Nachnamen meist falsch aus, weil es keine Punktation gibt und sie סלוטין als Slotin lesen. Vielleicht sollte ich meinen Namen in Bitcoinberg ändern, dann würde mein Lernpartner Shalom Goldberg vor Neid platzen. Zurzeit kostet ein Bitcoin über 62.000 US-Dollar, also viel mehr als eine Unze Gold, die nur knapp über $ 2300 kostet. Andererseits ist Bitcoin sehr volatil und kann schnell an Wert verlieren, dann wird sich Goldberg über mich lustig machen.

Während ich über die Preise von Gold und Bitcoin und ihren Einfluss auf meinen Namen nachdachte, begann auch schon das Gebet, das mich aus meinen Grübeleien aufschreckte. Ich schaute rüber zu Goldberg, der an seinem Stammplatz saß, wo eine kleine goldene Plakette seinen Namen anzeigte.

„Hm, Bitcoinberg ist vielleicht gar nicht so schlecht, nicht gerade biblisch, aber sicherlich jüdisch,“ dachte ich. „Oder vielleicht doch Kryptoberg, dieser Name wäre weniger anfällig für Preisfluktuationen.“

Ich bin in Bezug auf meinem Nachnamen noch zu keinem Ergebnis gekommen, aber wenn sich die Adresse meines Blogs demnächst ändert, wundern Sie sich nicht. Der Inhalt bleibt gleich und hat nichts mit dem Handel von Gold und Kryptowährungen zu tun.

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