Die Invasion unseres Landes ist inzwischen schon zwei Wochen her. Sie hat uns stark erschüttert, nachdem sich das Volk Israel jahrzehntelang unbesiegbar fühlte und in einer relativen Ruhe lebte. Obwohl wir uns seit über einem Jahr bereits in einer Terrorwelle befanden, haben wir uns auch damit abgefunden und auch wenn es wöchentlich Tote und Verletzte gab, haben wir weitergelebt, als wäre alles in Ordnung.
Jetzt ist der Löwe Jehudas jedoch erwacht und er ist hungrig. Zuerst befassen wir uns mit dem Gazastreifen, dann mit den Politikern, die uns dieses Schlamassel eingebrockt haben und dann mit unseren anderen Feinden.
Ein israelischer Politiker hat sich auch an Russland gewandt und erklärt, dass es auch für seine Unterstützung der Hamas zahlen wird. Wenn Israel mit der Hamas fertig ist, wird es die Ukraine unterstützen und ihr den Sieg gegen Russland einbringen, so der Abgeordnete der regierenden Likud-Partei.
Auch mit der Wackelpolitik im Zusammenhang mit Russland könnte es also zu Ende gehen. Es herrscht hier in Israel eine „mit uns oder gegen uns“ Stimmung, denn wer nach der Horrorshow der Hamas immer noch nicht verstanden hat, mit wem wir es zu tun haben, der will es wohl nicht verstehen.
Raketenalarm
Auch wenn es in Bet Shemesh, das so ziemlich in der Mitte des Landes liegt, relativ ruhig ist, werden wir durch Raketenalarme immer wieder an die Realität des Krieges erinnert. Heute hatten wir gegen Mittag einen Raketenalarm als unsere ukrainische Haushaltshilfe Olga bei uns war. Ich hatte Musik gehört und gearbeitet und die Sirene kaum wahrgenommen, als plötzlich meine Frau mit zwei Kindern und Olga in mein Arbeitszimmer stürzte, das unser Bunkerzimmer ist.
Schnell zog ich die Metallplatte vor das Fenster und dann saßen wir und hörten der Sirene zu. Während wir lauschten und auf die Explosionen warteten, die immer nach einem Raketenalarm zu hören sind, begann Olga zu schluchzen. Die Kinder schauten sie mitleidig an und ich sah, dass sie kurz davor waren ihre Fassung zu verlieren.
Schnell öffnete ich unsere Google Fotosammlung auf meinem Computer und als wir uns alte Fotos ansahen, entspannten sich alle. Nach der Sirene muss man noch einige Minuten im Bunker sitzen bleiben und Olga erzählte uns von den Raketenalarmen, die sie in der Ukraine hatte. Dort gab es keine Bunkerzimmer in den Wohnungen und die Leute mussten in kommunale Bunker laufen. Da haben wir es wirklich gut in Israel. Es gibt wohl kein anderes Land der Welt, in dem Bunkerzimmer Standard in jeder Wohnung sind.
Die arme Olga ist von einem Kriegsland in das nächste geflohen, aber verlassen will sie Israel noch nicht.