Ein armer, gläubiger Mann betet zu Gott:
“Lieber Gott, bitte lass mich im Lotto gewinnen.”
Am nächsten Tag betet er wieder: “Herr, bitte mach, dass ich im Lotto gewinne.”
So geht das Tag für Tag. Nach einem Jahr betet der Mann immer noch: “Lieber Gott, bitte lass mich auch mal im Lotto gewinnen.”
Nichts passiert.
Der Mann betet tapfer weiter, dann erhellt sich plötzlich der Raum und eine tiefe, laute Stimme spricht zu ihm: “Lieber Mann, gib mir eine Chance, kauf dir endlich einen Lottoschein!”
Zweimal täglich sprechen Juden das Shma-Israel-Gebet, in dem es folgendermaßen heißt:
Wenn ihr Meine Gebote einhaltet, sagt Gott, dann wird es euch gut gehen…
Damit eure Tage und die Tage eurer Kinder sich mehren auf dem Boden, den der Ewige euren Vätern geschworen hat, ihnen zu geben, wie die Tage des Himmels über der Erde.
Ist es wirklich so, dass die Erfüllung der Gebote Gottes, oder allgemein ein religiöses Leben, das Leben verlängert?
Rabbi Nathan Slifkin zitiert in seinem Blog zwei Studien, die zeigen, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen Religiosität und einem langen Leben gibt. Diese gehen nicht auf einzelne Religionen ein und können nicht zeigen, ob es die jüdischen Gebote sind, die das Leben der Menschen verlängern, aber Menschen, die als religiös bezeichnet wurden, leben 5,64 Jahre länger als die Vergleichsgruppe.
Rabbi Slifkin führt daraufhin an, dass die Lebenserwartung in Israel sehr hoch ist (etwa 81 Jahre für Männer und 85 für Frauen), was darauf hinweisen könnte, dass das Judentum ein langes Leben fördert. Natürlich gibt es viele Faktoren, die die Länge des Lebens beeinflussen und diese können in Studien nicht vollständig ausgeblendet werden, aber es gibt Gründe, warum man annehmen könnte, dass ein religiöser Lebensstil gesund und damit lebensförderlich ist.
Ist Gottvertrauen gesund oder gefährlich?
Die Vermutung, dass religiöse Menschen länger leben, wird von den oben genannten Studien unterstützt, wir besprechen jetzt einen möglichen Grund dafür.
Religiösen Menschen wird manchmal vorgeworfen (vielleicht geht es nur mir so), dass sie naiverweise die Verantwortung für ihr Leben an einen Gott abgeben und sich wie Schafe leiten lassen, anstatt anzupacken und versuchen, etwas aus eigener Kraft zu erreichen.
Demgegenüber steht Konzept des Gottvertrauens, Emuna auf Hebräisch. Dieses Prinzip besagt, dass Gott nicht nur die Welt vor langer Zeit erschaffen hat und sich seitdem zurücklehnt und zuschaut, sondern aktiv ins Leben der Menschen und die Weltgeschichte eingreift.
Rabbi Arush hat diesen Unterschied in der Denkweise am Beispiel eines Passagiers in einem Bus verdeutlicht. Jemand, der keine Emuna hat, ist wie ein Passagier im Bus, der nervös aus dem Fenster schaut, sich fragt, warum der Busfahrer hier abgebogen ist und nicht woanders, der dauernd auf die Uhr schaut, um zu sehen, ob er rechtzeitig ankommt und keine Ruhe findet.
Der gläubige Mensch hingegen weiß, dass der Bus ankommt, wann er ankommt und es überhaupt keinen Sinn macht, sich Sorgen zu machen. Der Blick auf die Uhr lässt den Bus nicht schneller fahren.
Der gläubige Passagier ist viel entspannter und kann die Busfahrt sogar genießen, während sich der andere unnötig nervös macht.
Wenn alles andere gleich ist, welcher der beiden Passagiere wird wohl länger leben? Der entspannte oder der nervöse?
Ich will nicht sagen, dass man sich im Leben zurücklehnen und wie im obigen Witz keine Anstrengungen unternehmen soll. Das richtige Maß zwischen Gottvertrauen und eigener Initiative ist ein kompliziertes Thema. Ich möchte lediglich vorschlagen, dass die angebliche Naivität des religiösen Menschen vielleicht eher seine Stärke sein könnte.